Hanf Haus Geschichte
Begonnen hat alles mit einer Vision, dem Wunsch zur Veränderung und einem alten Stall im Südtirol.
Von einem alten Stall zu einem Hanfhaus. Seit gut 15 Jahren beschäftigt sich Mathias Telser mit Planung, Hoch- und Tiefbau. 10 Jahre davon war er als selbstständiger Bau-Unternehmer in Tirol, Italien und der Schweiz tätig. Je größer jedoch das Unternehmenwurde, desto größer wurde durch die konventionelle Bauweise auch der ökologischer Fußabdruck. Ein Schuh, den sich Mathias Telser nicht länger anziehen wollte:
“Ich war überzeugt, es muss auch anders gehen und ich wollte herausfinden, wie. Also habe ich mir ein Jahr Auszeit genommen, einen alten Stall in Schluderns gekauft und das Projekt Hanfhaus gestartet.”
Verwenden was da ist!
Mir war es von vornherein wichtig, möglichst viele natürliche, naturbelasseneund am besten bereits gebrauchte Materialien zu verwenden – begonnen beim Holz des Bestandes. Dementsprechend habe ich den Stall nicht abgerissen, sondern Latte für Latte und Balken für Balken abgebaut. Statt das neue Fundament wie heute üblich zu betonieren, habe ich michfür eine alte, weniger invasive Methode entschieden und das Fundament mit Steinen aus der Umgebung ausgelegt. Ein zusätzlicher Vorteil dieser Herangehensweise war, dass die alten Obstbäume um den ehemaligen Stallheute noch stehen.Für die tragenden Wände habe ich mich für Hanf-Kalk-Ziegel entschieden.
Dazu habe ich bereits ein Jahr vor dem Umbau begonnen, Nutzhanf anzubauen, den ich anschließend selbst zu Ziegeln verarbeitet habe. Die statische Herausforderung, die sich durch die natürlichen Materialien ergeben hat, die lebendig und damit ständig in Bewegung sind, waren enorm.Die Außenfassade habe ich mit aussortierten, astigen Föhrenlatten verkleidet. Für den Balkon konnte ich gebrauchte Holz-Schindeln verwenden, die im Großen Walsertal (Vorarlberg/Österreich) an einem alten Bauernhaus gerade einmal 15 Jahre lang ihren Dienst getan hatten und noch für ein langes, zweites Leben gerüstet waren.
Die Gelegenheit, meine Ideen auszuprobieren, habe ich auch beim Innenausbau genutzt: Jede einzelne Wand wurde zu einem Experiment aus verschiedenen natürlichen Putzen, Farbpigmenten und längst vergessener Handwerkskunst. Für die Zukunft gebaut. An diesem Haus gibt es kein Holz, keinen Stein und keine Kelle Putz, die nicht durch meine Hände an ihren Platz gelangt sind. Ich war Planer, Bauherr und Arbeiter in einem. Ein Jahr lang, sieben Tage die Woche.
Es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, es war ein Spaziergang. Es war ein Lehrpfad. Einer, der mich viel Zeit, Kraft, Ausdauer und natürlich auch Geld gekostet hat. Dieses Haus ist nahezu in 100 Prozent Eigenleistung entstanden. Doch für mich war es jede Minute, jeden Schweißtropfen und jeden Cent wert.
Das Material für die tragende und dämmende Struktur wurde zu 70% innerhalb eines Radius von 30 km verwendet. 80% der Materialien sind wiederverwertbar.
Weil es richtig ist.
Weil dieses Haus mir und hoffentlich auch vielen beweist: Es ist möglich, nachhaltig, ressourcenschonend und dennoch den Anforderungen an zeitgemäßesWohnen gerecht zu bauen – vielleicht nicht günstiger als in konventioneller Bauweise, aber auch nicht teurer. Wenn man es ernst meint, gibt es auch beim Bauen und Wohnen keine Ausreden, sich seiner Verantwortung für unsere Umwelt, unser Klima und nachfolgenden Generationen zu stellen. Respektvoll mit unseren Ressourcen umzugehen und vor allem: vom Reden ins Tun zu kommen.
Mit diesem Projekt möchte ich auch anderen Menschen Mut machen, neu und anders zu denken – und vor allem zu handeln – und damit einer neuen,nachhaltigen Bauweise in einer breiten Öffentlichkeit den Weg zuebnen.
Mathias Claudius Telser